Gemüse
Die Welt des Gemüses ist äusserst vielseitig. Auch weil der Begriff Gemüse sehr verallgemeinert und ein wenig schwammig ist. Es handelt sich um einen Sammelbegriff für essbare Pflanzen oder Teile von Pflanzen, die nicht bereits zum Obst oder zu den Getreiden gezählt werden. Eine einfache allgemein gültige Regel lässt sich nicht leicht festlegen.
Wir wagen uns hier an eine Einteilung im Wissen darum, das es auch andere Möglichkeiten gibt. Entsprechend könnte auch der Grossteil der im Atlas vorgestellten Wildpflanzen zu den Gemüsen (Wildgemüsen) gezählt werden.
Durch die oft hohen Anteile an Vitaminen und Mineralstoffen sind Gemüse ein wichtiger Teil unserer Ernährung. Sie vervollständigen und bereichern gemeinsam mit den eiweiss- und kohlenhydratreichen Pflanzen (wie zum Beispiel Ackerfrüchte) unsere Ernährung.
Baumspinat
Portrait
Die Pflanze kann bis zu drei Meter hochwachsen und wenn es zum versamen kommt, verbreitet sie sich sehr stark. Kulinarisch sind vor allem die Blätter interessant. Es können jedoch auch die Samen gekocht und verzehrt werden. Die zum Teil stark purpurfarbenen Blätter sind in Salaten sehr dekorativ. Durch Gehalte an Saponinen und Oxalsäuren kann ein zu ausgiebiger Konsum unverträglich sein. Verwendet werden die jungen zarten Blätter, die älteren werden zäh. Besonders lecker ist ein Polentakuchen mit Baumspinatfüllung.
Der Baumspinat hat eine lange Erntezeit und ist sehr pflegeleicht, weshalb er eine einfach zu kultivierende Pflanze für den Garten ist. Durch ihre grosse Hitzebeständigkeit ist sie auch interessant, um in einem stetig wärmer werdenden Klima zu bestehen. In Basel kann Baumspinat über ediBâle bezogen werden.
Steckbrief
Baumspinat auch als Riesengänsefuss bekannt ist eine Pflanze aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).
Herkunft: Die ursprüngliche Verbreitung liegt im Himalaya. Mittlerweile ist die Pflanze als Neophyt in gemässigten Klimazonen weltweit weit verbreitet.
Kulinarik: Die Blätter werden gekocht oder roh als Spinat oder Salat verzehrt.
Saison: Juni-August
Chenopodium giganteum
Catalogna
Portrait
Der Catalogna ist eine Ausprägung der «Gewöhnlichen Wegwarte», was für einige Verwirrung sorgen kann, da es eine Vielzahl weiterer Formen gibt. Am bekanntesten sind wohl der Chicorée, der Radicchio und der Zuckerhut. Früher wurde die Wurzel-Zichorie oft als Kaffee-Ersatz verwendet (geschieht teilweise auch heute noch). Als Wildpflanze kommt die Wegwarte neben der Schweiz in ganz Mitteleuropa vor. Catalogna lässt sich auch beim Grossverteiler finden, stammt dann aber oft aus Italien. In der Schweiz gibt es vermehrt Catalogna aus lokaler Produktion. In der Region Basel wird er unter anderem vom Birsmattehof angebaut und ist in der Stadt auf mehreren Märkten zu finden.
Steckbrief
Die «Gewöhnliche Wegwarte» (Cichorium intybus) entspringt der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der Catalogna ist demnach ein Verwandter des Löwenzahns dieser Umstand lässt sich leicht an den Blättern erkennen.
Herkunft: Die Wegwarte stammt aus Europa. Ihre Nutzungsgeschichte geht schon auf die Römer zurück. Der Catalogna, im Italienischen auch puntarella, ist eine Variation davon, die sich vor allem in Italien grosser Beliebtheit erfreut.
Saison: In der Schweiz von Mai-Oktober
Kulinarik: Catalogna lässt sich sowohl roh, als Salat (wobei bittere Geschmacksnoten überwiegen) und gekocht z.B. zu Pasta geniessen. Sehr schmackhaft ist das sogenannte Herz der Pflanze, welches weniger bitter ist und nussig schmeckt.
Chenopodium giganteum
Kardy
Portrait
Die Kardy auch Gemüseartischocke genannt wird in der Schweiz vor allem im Raum Genf angebaut, wo sie auch gerne auf den Tellern gesehen wird. Anders als bei der nahen Verwandten der Artischocke, wird bei der Kardy der Stiel gegessen. Sie schmeckt leicht bitter und nussig, der Artischocke sehr ähnlich. Es besteht die Vermutung, dass die Kardy die Ausgangsform der Artischocke ist. Die Stiele werden für den Verzehr gebleicht, dies ist in etwa das gleiche Verfahren wie bei Weissen Spargeln oder Chicorée. Dadurch werden die Blattstiele zarter, es gibt zwei Methoden um die Bleichung zu erreichen. Entweder werden die Pflanzen im Wachstum mit schwarzer Folie umwickelt oder sie werden nach der Ernte an einem dunklen Ort gelagert um so nach zu bleichen. Die Sorte «Cardon argenté épineux de Plainpalais» ist das einzige Schweizergemüse das eine geschützte Herkunftsbezeichnung (AOC) besitzt. Kardy enthält viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Nach dem putzen der Stängel, müssen die zähen, groben Fasern abgezogen werden. Durch anschliessendes, gründliches Waschen mit Wasser verliert das Gemüse etwas an Bitterkeit. Nun kann die Kardy lediglich mit kochendem Salzwasser und evtl. einem Schuss Milch übergossen und schliesslich überbacken werden. Als Variante kann das Gemüse auch in Wasser gekocht werden, eventuell unter Zugabe von Essig oder Zitrone, um den bitteren Geschmack zu nehmen, und sie anschliessend wie Spargeln zu essen oder sie gegebenenfalls noch zu gratinieren. Die Kardy ist ein Gemüse, das sich gut einmachen lässt, was im Raum Genf ebenfalls Tradition hat. Die getrockneten Kardyblüten enthalten das Enzym Cyprosin, welches wie Lab die Milch gerinnen lässt, und eignen sich somit zur Herstellung von Käse ohne Lab aus Kälbermägen.
In Basel gibt es die Kardy beim Birsmattehof. Sie lässt sich in der Saison (Herbst) in der Markthalle und an verschiedenen Wochenmärkten finden.
Cynara cardunculus
Steckbrief
Die Kardy (Cynara cardunculus) ist eng mit der populäreren Artischocke (Cynara scolymus) verwandt. Sie gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae).
Herkunft: Die Pflanze stammt aus dem Mittelmeerraum
Saison: Oktober – November
Kulinarik: Gehört in der Region Genf traditionell zum weihnachtlichen Festessen. Geschmacklich gleicht sie der Artischocke.
Palmkohl
Portrait
Durch die jahrtausendelange Kultivierung gibt es heute mittlerweile etwa vierzig verschiedene Kohlarten. Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Rosenkohl, Weisskohl, Rotkohl und Wirz entstammen alle von der gleichen Pflanze. Von den verschiedenen Sorten werden unterschiedliche Pflanzenteile verzehrt: So isst man beim Palmkohl, Weisskohl, Rotkohl und Wirz die Blätter, beim Blumenkohl, Brokkoli und Rosenkohl die Blütensprossen und beim Kohlrabi die verdickte Sprossachse. Die heutigen Gemüsekohlsorten stammen alle vom Wildkohl ab, welcher ursprünglich in der Mittelmeerregion wuchs. Palmkohl unterscheidet sich in der Wuchsform nur gering von seinem wilden Vorfahren und wurde schon zu Zeiten der Römer angebaut. Heute wird er viel in Norditalien und vor allem auch der Toskana traditionell angebaut. Der Name Palmkohl ist auf sein Aussehen zurückzuführen. Seine leicht nach unten gerollten länglichen Blätter spriessen oberhalb eines langen Stiels palmförmig aus. Die Blätter haben eine dunkel-grün-bläuliche Farbe und weisen wirzartige Blasen auf. Diese Kohlart bereichert insbesondere im Spätherbst und Winter den Speiseplan, wenn andere Gemüse rar sind. Die Frosthärte unterscheidet sich je nach Sorte. Erfahrungen aus dem Schweizer Mittelland zeigen jedoch, das sogar der Palmkohl auch härtere Winter problemlos überdauert. Um die Palmkohlblätter möglichst zart zu geniessen, werden sie in jungem Stadium von unten nach oben geerntet. Damit die Pflanze weiterwachsen kann, sollte die oberste Blattrosette stehenbleiben. Bei idealen Bedingungen können in einem Jahr etwa zwanzig Blätter nachwachsen, sodass diese mehrfach jährlich abgeerntet werden können. Bereits im Mittelalter wurden Entzündungen und Krämpfe, durch die antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkstoffen von Kohl, gelindert. Durch viele tolle Inhaltsstoffe zählt der Palmkohl zu den absoluten Superfoods. Er enthält jede Menge Mineral- und Ballaststoffe, Calcium, Carotin und B-Vitamine. Die Blätter sind ausserdem ausgezeichnete Vitamin-C-Lieferanten. Im Palmkohl steckt zudem viel Chlorophyll, was unter anderem sehr hilfreich beim Aufbau von neuen Blutzellen ist und einen regelmässigen Stuhlgang sowie angenehmen Körpergeruch fördert. Palmkohl ist süss, nussig und milder als Grünkohl im Geschmack. Die kleingeschnittenen Blätter können roh als Salat oder Smoothie verzehrt werden. Um die gesunden Pflanzenstoffe zu schonen sollte man beim Kochen auf kurze Garzeiten achten. Kurzes Blanchieren oder kurzes anbraten mit Öl in der Pfanne reichen aus, um die Blätter besonders zart geniessbar zu machen. Sollte mal ein Überschuss des gesunden Grüns vorhanden sein, lässt sich der Palmkohl auch bestens einfrieren. Dafür wird er aufgeschnitten, kurz blanchiert, mit kaltem Wasser abgeschreckt und portionsweise verpackt. Das verlängert seine Haltbarkeit inklusive der guten Inhaltsstoffe um einige Monate. In Italien wird aus Palmkohl gerne eine traditionelle «Ribollita» gekocht. Dabei werden die Reste des Vortages zu einem Gemüseeintopf wiederaufgekocht (ital. «ribollire»). Ursprünglich ein Arme-Leute-Gericht, besteht die «Ribollita» grundsätzlich aus Palmkohl, Bohnen, Tomaten und Kartoffeln sowie weiteren Resten. «Caldo verde» ist hingegen eine bekannte protugiesische Palmkohlsuppe. Der Palmkohl wird auch gerne mit Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten geschmort. Serviert mit Pasta oder Reis und gerösteten Pinienkernen ein echter Gaumenschmaus. Ganz gleich ob zur Rösti, im Risotto, in der Pesto, in einem Auflauf oder in der Quiche der Palmkohl schmeckt in verschiedensten Gerichten ausgezeichnet. Neben der Verwendung als Nahrungsmittel hat die Pflanze im Topf vor dem Haus oder im Garten auch rein dekorativ einen grossen Wert. Ausserdem wurde früher der lange holzige Trieb des Palmkohls zur Fabrikation von Spazierstöcken verwendet.
Brassica oleracea var. palmifolia
Steckbrief
Palmkohl gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Aufgrund seiner Herkunft und Farbe wird der Palmkohl auch Schwarzkohl, Cavolo nero, italienischer oder toskanischer Kohl genannt.
Erntezeit: von April – Mai säen, Mai – Juni pikieren. Der Kohl kann bereits acht Wochen nach der Pflanzung etwa von September bis Februar geerntet werden.
Standort: Der Palmkohl bevorzugt nährstoffreiche und kalkhaltige Böden und einen sonnigen, windgeschützten Standort.
Kulinarik: Roh als Salat oder im Smoothie, gekocht, gegart, gebraten oder gedämpft als Gemüse verwendbar.
Passt zu: Knoblauch, Tomaten, Kartoffeln, Risotto, Rösti, Gemüseteigwaren, Bruschetta
Winterportulak
Portrait
Die Pflanze aus den Pazifikregionen Nordamerikas, kommt in Europa in verschiedenen Ländern als Neophyt vor. Doch er wird auch gerne kultiviert und bietet gerade im Winter Abwechslung auf der Speisekarte. Die Blätter sind reich an Vitamin C sowie an Magnesium, Kalzium und Eisen. Die jungen Blätter eignen sich zum rohen Verzehr, je älter die Pflanze wird, desto bitterer die Blätter. Es empfiehlt sich, diese kurz in Wasser zu kochen oder zu blanchiert. Im gedeckten Anbau kann im Winter mehrmals geerntet werden. Winterportulak gibt es auf den lokalen Märkten, im Fachhandel und vereinzelt auch im Supermarkt.
Steckbrief
Winterportulak auch bekannt als „Gewöhnliches Tellerkraut“ ist eine Pflanze aus der Familie der Quellkrautgewächse (Montiaceae).
Herkunft: Die Pflanze stammt aus dem westlichen Nordamerika.
Saison: ganzjährig
Kulinarik: Eignet sich gut als Salat, als Suppe oder als Zutat für Quark Dips. Auch gekocht kann er genossen werden, dann ist er dem Spinat sehr ähnlich.